Mobbing am Arbeitsplatz ist eine zutiefst belastende und schmerzhafte Erfahrung. Es ist mehr als nur ein gelegentlicher Konflikt oder eine Meinungsverschiedenheit. Mobbing ist ein systematischer psychologischer Terror, der das Ziel hat, eine Person aus dem sozialen und beruflichen Umfeld auszuschliessen. Die gute Nachricht: Sie müssen diese Situation nicht passiv erdulden. Es gibt konkrete Schritte, die Sie unternehmen können, um sich zu wehren und Ihre Würde zu schützen.
Der entscheidende Unterschied zwischen einem normalen Konflikt und Mobbing liegt in der Systematik und Wiederholung der Angriffe. Es handelt sich um eine Serie von feindseligen Handlungen, die sich über einen längeren Zeitraum hinziehen. Die Angriffe können viele Formen annehmen, zum Beispiel:
Angriffe auf die sozialen Beziehungen: Sie werden ignoriert, ausgeschlossen oder es wird Ihnen verboten, mit Kollegen zu sprechen.
Angriffe auf die Arbeitsleistung: Sie werden mit sinnlosen Aufgaben überhäuft oder es werden Ihnen absichtlich zu wenige oder keine Aufgaben zugeteilt. Ihre Arbeit wird ständig grundlos kritisiert.
Angriffe auf die Reputation: Es werden Gerüchte über Sie verbreitet, Ihre Meinung wird in Meetings übergangen oder Ihre Arbeit wird als die eines anderen ausgegeben.
Angriffe auf die Gesundheit: Sie werden ständig unter Druck gesetzt, angeschrien oder bedroht.
Ein emotionaler Streit gewinnt selten vor Vorgesetzten oder Gerichten. Was zählt, sind Fakten. Beginnen Sie sofort damit, alles zu dokumentieren.
Führen Sie ein Mobbing-Tagebuch: Notieren Sie für jeden Vorfall das Datum, die Uhrzeit, den Ort, die beteiligten Personen und eine genaue, sachliche Beschreibung des Geschehens. Notieren Sie auch Zeugen.
Sammeln Sie Beweise: Sichern Sie E-Mails, Chatverläufe oder schriftliche Notizen, die die Vorfälle belegen.
Notieren Sie die Auswirkungen: Halten Sie fest, welche körperlichen oder psychischen Auswirkungen die Situation auf Sie hat (z. B. Schlafstörungen, Angstzustände, Kopfschmerzen).
Der Versuch, das Problem alleine zu lösen, ist oft frustrierend. Holen Sie sich Unterstützung.
Sprechen Sie mit dem Vorgesetzten: Wenn Ihr Vorgesetzter nicht der Mobber ist, suchen Sie das Gespräch. Gehen Sie mit Ihrem Mobbing-Tagebuch zu ihm und präsentieren Sie die Fakten ruhig und sachlich. Zeigen Sie, wie sich die Vorfälle auf Ihre Arbeitsleistung und Ihr Wohlbefinden auswirken.
Schalten Sie den Betriebsrat oder die Personalabteilung (HR) ein: Die HR-Abteilung und der Betriebsrat haben eine Fürsorgepflicht für die Mitarbeiter. Sie sind offizielle Anlaufstellen und können vermitteln, schlichten und das Problem auf eine formale Ebene heben.
Eine direkte Konfrontation mit dem Mobber sollte gut überlegt und vorbereitet sein. Führen Sie das Gespräch nur, wenn Sie eine klare Strategie haben.
Sprechen Sie im Vier-Augen-Gespräch: Bitten Sie um einen Termin und gehen Sie das Gespräch ohne Zeugen ein.
Nutzen Sie "Ich-Botschaften": Sagen Sie nicht "Sie beleidigen mich ständig", sondern "Ich fühle mich durch Ihre Kommentare beleidigt und bitte Sie, das zu unterlassen."
Bleiben Sie sachlich: Lassen Sie sich nicht zu emotionalen Reaktionen hinreissen. Beziehen Sie sich auf konkrete Vorfälle aus Ihrem Tagebuch und bleiben Sie bei den Fakten.
Wenn alle internen Massnahmen fehlschlagen, ist es entscheidend, Ihre psychische und physische Gesundheit zu schützen.
Suchen Sie professionelle Hilfe: Konsultieren Sie einen Anwalt für Arbeitsrecht. Ein Anwalt kann Sie über Ihre rechtlichen Möglichkeiten aufklären. Ein Psychologe kann Ihnen dabei helfen, die Situation zu verarbeiten und Ihre Widerstandsfähigkeit zu stärken.
Denken Sie über eine Neuorientierung nach: Manchmal ist die beste Lösung, das Umfeld zu verlassen. Ein Jobwechsel ist keine Niederlage, sondern ein strategischer Schritt, um Ihre Gesundheit zu schützen und eine neue, bessere berufliche Zukunft zu finden.
Niemand hat das Recht, Sie zu mobben. Die erste und wichtigste Massnahme ist, das Schweigen zu brechen. Indem Sie aktiv handeln, nehmen Sie die Kontrolle über die Situation zurück.
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