Eine Gehaltsverhandlung ist für viele Menschen ein unangenehmes Thema, das sie am liebsten vermeiden würden. Doch wer nicht verhandelt, verschenkt oft bares Geld und signalisiert möglicherweise einen Mangel an Selbstwertgefühl. Eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung ist keine Konfrontation, sondern eine strategische Übung, die Sie mit der richtigen Vorbereitung und Taktik meistern können.
Das Ziel einer Gehaltsverhandlung ist nicht, sich durchzusetzen, sondern eine Win-win-Situation zu schaffen. Sie möchten einen fairen Lohn für Ihre Leistung erhalten, während der Arbeitgeber einen wertvollen Mitarbeiter für das investierte Geld gewinnt. Die folgenden Phasen bereiten Sie optimal darauf vor.
Ein gut vorbereiteter Kandidat strahlt Selbstbewusstsein aus und hat die besten Argumente.
Recherchieren Sie das Marktgehalt: Finden Sie heraus, was in Ihrer Branche, für Ihre Position und in Ihrer Region üblich ist. Nutzen Sie Gehaltsrechner, Studien und Branchenberichte. Bedenken Sie dabei auch den Kollektivvertrag, der in Österreich oft ein Mindestgehalt festlegt.
Analysieren Sie Ihren eigenen Wert: Erstellen Sie eine Liste Ihrer Fähigkeiten, Erfolge und Erfahrungen. Quantifizieren Sie Ihre Leistungen: Haben Sie Kosten gesenkt? Umsatz gesteigert? Prozesse optimiert? Zahlen sind in Verhandlungen Ihre besten Argumente.
Definieren Sie Ihre Gehaltsspanne: Legen Sie eine klare Spanne fest, die aus drei Werten besteht:
Ihre Schmerzgrenze (Minimum): Der Betrag, unter den Sie auf keinen Fall gehen.
Ihr Zielgehalt: Ein realistischer, aber ambitionierter Betrag, den Sie anstreben.
Ihr Traumgehalt (Ideal): Ein höherer Betrag, den Sie nennen können, wenn das Unternehmen grosses Interesse zeigt.
Legen Sie Ihre Verhandlungsstrategie fest: Überlegen Sie sich, welche Argumente Sie bringen und wie Sie auf mögliche Einwände reagieren.
Der richtige Zeitpunkt und die richtige Taktik sind entscheidend.
Der richtige Zeitpunkt: Bringen Sie das Thema Gehalt nicht im ersten Gespräch zur Sprache. Warten Sie, bis der Arbeitgeber deutliches Interesse an Ihnen signalisiert. Dies verschafft Ihnen eine stärkere Verhandlungsposition.
Wer nennt die erste Zahl? Versuchen Sie, den Arbeitgeber die erste Zahl nennen zu lassen. Wenn Sie die erste Zahl nennen müssen, nennen Sie eine Gehaltsspanne und begründen Sie diese mit Ihrer Recherche und Ihren Fähigkeiten. Nennen Sie immer Bruttogehälter und denken Sie an das 13. und 14. Monatsgehalt, das in Österreich oft Standard ist.
Argumentieren Sie mit Ihrem Wert: Begründen Sie Ihre Gehaltsvorstellung nicht mit Ihren persönlichen Ausgaben, sondern mit Ihrem Wert für das Unternehmen. "Basierend auf meiner Erfahrung im Bereich X, wo ich Y erreicht habe, erachte ich ein Gehalt von Z als fair."
Verhandeln statt Fordern: Bleiben Sie freundlich, sachlich und lösungsorientiert. Fragen Sie nach dem Verhandlungsspielraum und zeigen Sie sich kompromissbereit.
Das Gehalt ist nicht die einzige Komponente des Arbeitsvertrags.
Zusatzleistungen (Benefits): Wenn der Arbeitgeber nicht bereit ist, Ihr Wunschgehalt zu erfüllen, verhandeln Sie über andere Leistungen:
Mehr Urlaubstage
Flexiblere Arbeitszeiten (Home-Office-Tage)
Übernahme der Kosten für Weiterbildungen
Ein Firmenwagen oder ÖPNV-Ticket
Zusätzliche Boni oder Prämien
Alles schriftlich festhalten: Haben Sie sich geeinigt, stellen Sie sicher, dass alle Vereinbarungen – auch die über die Zusatzleistungen – im Arbeitsvertrag schriftlich festgehalten werden.
Fazit: Eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung beginnt lange vor dem eigentlichen Gespräch. Mit gründlicher Recherche, dem Bewusstsein für den eigenen Wert und dem Mut, die eigenen Vorstellungen zu vertreten, können Sie einen fairen Lohn erzielen. Sehen Sie die Verhandlung als eine Gelegenheit, Ihre Kompetenz und Ihr Selbstvertrauen unter Beweis zu stellen, und sichern Sie sich so die Basis für eine erfolgreiche berufliche Zukunft.
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