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Das Arbeitszeugnis in Österreich: Was die Geheimcodes wirklich bedeuten


In Österreich ist das Arbeitszeugnis weit mehr als eine simple Bestätigung der Beschäftigung. Es ist ein rechtlich geregeltes Dokument, das für künftige Arbeitgeber oft eine entscheidende Rolle spielt. Doch die Sprache dieser Zeugnisse ist subtil und voller versteckter Botschaften, die oft als "Geheimcodes" bezeichnet werden. Wer die Nuancen dieser Zeugnissprache nicht kennt, kann die wahren Botschaften, die zwischen den Zeilen stehen, leicht übersehen.


Rechtliche Grundlagen des Arbeitszeugnisses in Österreich

Nach österreichischem Arbeitsrecht hat jeder Arbeitnehmer bei Beendigung des Dienstverhältnisses einen gesetzlichen Anspruch auf ein Dienstzeugnis. Man unterscheidet zwei Arten:

  • Einfaches Dienstzeugnis: Bestätigt lediglich die Dauer und Art der Beschäftigung.

  • Qualifiziertes Dienstzeugnis: Enthält zusätzlich eine Beurteilung der Arbeitsleistung und des Verhaltens.

Arbeitgeber sind gesetzlich dazu verpflichtet, das Zeugnis wahrheitsgetreu und wohlwollend zu formulieren. Die oft verschlüsselten Botschaften sollen die rechtliche Vorgabe des Wohlwollens wahren, ohne falsche Informationen zu geben.


Die Zeugnissprache: Wie man zwischen den Zeilen liest

Die scheinbar positiven oder neutralen Formulierungen können bei genauer Betrachtung eine negative Botschaft enthüllen. Hier sind einige der gängigsten "Geheimcodes":

Formulierung im ZeugnisWirkliche Bedeutung
"Er/Sie hat sich stets bemüht..."Er/Sie war zwar fleissig, aber die Ergebnisse waren schlecht.
"Er/Sie hat die ihm/ihr übertragenen Aufgaben erledigt."Die Leistung war unzureichend, und es wurde nur das Nötigste getan.
"Er/Sie war sehr gesellig und bei den Kollegen beliebt."Der/Die Mitarbeiter/in war mehr mit sozialen Aktivitäten als mit der Arbeit beschäftigt.
"Er/Sie hat unser Unternehmen im Rahmen seiner/ihrer Möglichkeiten unterstützt."Der/Die Mitarbeiter/in war nicht sehr kompetent und die Fähigkeiten waren begrenzt.
"Er/Sie erledigte die Aufgaben mit grossem Interesse."Es war viel Motivation vorhanden, aber die Ergebnisse waren nicht zufriedenstellend.
"Er/Sie hat stets pünktlich zur Arbeit erschienen."Pünktlichkeit ist eine Selbstverständlichkeit. Wenn nur dies gelobt wird, gab es keine weiteren positiven Aspekte.
"Er/Sie war eine aufgeschlossene und offene Persönlichkeit."Der/Die Mitarbeiter/in war neugierig, aber inkompetent und hat sich oft in Dinge eingemischt, die ihn/sie nichts angingen.

Das perfekte Arbeitszeugnis: Formulierungen für Bestnoten

Die positiven Formulierungen sind ebenfalls standardisiert und zeigen die wahre Leistung des Mitarbeiters. Achten Sie auf diese Schlüsselwörter:

BewertungGängige Formulierung
Sehr gut"stets zu unserer vollsten Zufriedenheit"
Gut"stets zu unserer vollen Zufriedenheit"
Befriedigend"zu unserer vollen Zufriedenheit"
Ausreichend"zu unserer Zufriedenheit erledigt"
Mangelhaft"hat sich bemüht, die Aufgaben zu erledigen"

Eine der besten Aussagen, die in einem Zeugnis stehen kann, ist der Satz: "Wir danken ihm/ihr für seine/ihre stets ausgezeichneten Leistungen und bedauern sein/ihr Ausscheiden." Dieser Satz signalisiert, dass der Mitarbeiter eine aussergewöhnliche Kraft war.


Was tun, wenn das Zeugnis schlecht ist?

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Arbeitszeugnis unfair oder negativ formuliert ist, haben Sie das Recht, eine Korrektur zu verlangen. In Österreich können Sie vom Arbeitgeber eine Berichtigung des Zeugnisses einfordern, wenn es der Wahrheit widerspricht oder durch seine Formulierung eine schlechte Gesamtbeurteilung bewirkt. Sollte der Arbeitgeber sich weigern, kann der Fall vor Gericht verhandelt werden. Es empfiehlt sich, das Zeugnis von einem Anwalt für Arbeitsrecht prüfen zu lassen, um sicherzugehen, dass es korrekt und wohlwollend formuliert ist.

Fazit: Die Sprache des Arbeitszeugnisses ist ein komplexer Code. Ein qualifiziertes Dienstzeugnis kann für die Karriere entscheidend sein. Deshalb ist es für Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermassen wichtig, die Bedeutung der Formulierungen zu kennen, um falsche Botschaften zu vermeiden oder richtig zu deuten.



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